Kultur, Literatur und ein guter Tropfen
Eine unerwartete architektonische Überraschung
Auf meinen fotografischen Streifzügen durch das Berliner Umland bin ich das eine oder andere Mal an dem auffälligen Bau vorbeigefahren. Im Auftrag der Leitung des Bürgerhauses hatte ich nun endlich die Gelegenheit, einen ganzen Tag, in dem 2011 eröffneten Kulturhaus zu fotografieren. Als ich das Gebäude dann betrat, empfing mich das lichtdurchflutete und großzügig gestaltete knallrote Foyer mit seiner geschwungenen Galerie. Die modern und offen angelegte Architektur setzt trotz ihrer schnörkellosen Gestaltung überraschende optische Akzente und ist im Inneren gekennzeichnet durch eine oft geschwungene Linienführung und schöne farbliche Kontrasten. Besonders eindrucksvoll sind die riesigen, segmentierten Fensterflächen. Durch sie scheinen Innen und Außen förmlich zu verschmelzen.
Das Foyer
Das architektonische Highlight des Hauses
Der Dreh- und Angelpunkt des Hauses ist das zentral gelegene Foyer. Es dient einerseits als Empfangs- und Aufenthaltsbereich für Gäste und andererseits als Zugangspunkt zu den verschiedenen Bereichen des Hauses. Von dort erreicht man zum Beispiel den großen Theatersaal, die angegliederte Bibliothek, aber auch die Geschäftsbereiche der Leitung des Bürgerhauses oder die zur Verfügung stehenden Seminarräume. Für die Veranstaltungspausen befindet sich hier, seitlich angeordnet, ein variabler Barbereich. Das Gebäude wurde als architektonische Einheit für verschiedene Nutzungszwecke konzipiert. Dazu zählen zurzeit das „Bürgerhaus Neuenhagen“, die „Anna-Dietzen-Bibliothek“ und das Restaurant „Mohrstein´s“.
Seminarräume und obere Galerie
Die rote Farbgebung zieht sich konsequent durch das gesamte Gebäude.
Außenansicht bei Nacht
Ein wenig Geschichte
Vom Dorfkrug zum Bürgerhaus
Das heutige Bürgerhaus hat eine fast 150-jährige Geschichte, die eng mit der Entwicklung der Gemeinde verbunden ist. Mit dem Bau der Ostbahn fing alles an. Nach ihrer Eröffnung im Jahre 1867 und der Einweihung des Neuenhagener Bahnhofs erbaute noch im gleichen Jahr der Neuenhagener Bauer Johann Friedrich Wolter seinen „Dorfkrug“. Um die Jahrhundertwende wurde ein großer Festsaal mit Bühne angebaut.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Gasthof für kurze Zeit von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Dann folgten die Enteignung und wenig später die Wiedereröffnung als „Volkshaus“. Im Jahre 1953 wurde ein „Arbeitsausschuss Kulturhaus“ gegründet, der die Rekonstruktion und den Ausbau des Hauses im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks zum Ziel hatte. Rund zwei Jahre dauerte die umfassende Rekonstruktion des Hauses. 1955 wurde der gesamte Kulturhauskomplex der Neuenhagener Bevölkerung zur Nutzung übergeben.
Bereits 1974 folgte eine weitere Rekonstruktion des Hauses. Theater, Kino, Tanzabende, Konzerte, Kabarett – das ganze Spektrum kultureller Angebote war im Kulturhaus zu erleben.
Ab April 2010 wurde das alte Bürgerhaus abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt, der ein Veranstaltungszentrum, eine Bibliothek und ein Restaurant beherbergt. Im Juni 2011 wurde das neue Bürgerhaus mit einer Festwoche eröffnet.