Haus der Bildung

Im Rahmen der Erweiterung meines fotografischen Portfolios in Form von freien Projekten, starte ich meine neue Projektreihe „Architekturporträts“. Innerhalb dieser Reihe werde ich verschiedene Bauwerke fotografisch unter die Lupe nehmen. Es geht mir erst einmal darum, ausgewählte Bauten, möglichst umfassend, klassisch dokumentarisch abzubilden. Ein weiterführender Aspekt ist dabei der Versuch einer künstlerischen Interpretation einzelner Motive – immer wieder ein intensiver und spannender Prozess mit vielen Überraschungen.

Das Haus der Bildung

In Berlin Neukölln

Etwas Geschichte

Wer dieses Gebäude das erste Mal betritt, spürt noch den Charme eines Verwaltungsgebäudes der 1980er Jahre. Zunächst entstand auf den Trümmern des im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten Realgymnasiums (errichtet 1913) eine gewerbliche Berufsschule.  Mehrere Schülergenerationen erlernten hier seit 1954 ein Metallhandwerk. In großen lichtdurchfluteten Räumen standen sie an den Werkbänken. 1984 endete die dreißigjährige Nutzung des Baus als Berufsschule. Grund war der Umzug der Schule in die neugegründete Carl-Legien-Schule in der Leinestraße.

In den Jahren 1985 bis 1986 wurde das Gebäude als „Haus der Volksbildung“ umfassend rekonstruiert und dient seitdem als Heimstatt der Bezirksverwaltung für Bildung, Kultur und Sport. Es beherbert das Schul- und Sportamt, das Amt für Weiterbildung und Kultur sowie die Otto-Suhr-Volkshochschule und die Musikschule Paul Hindemith. Die früher wenig einladende, abgeschottete Eingangssituation wurde erst im Jahr 2017 mit Hilfe des Städtebauförderungsprogramms Soziale Stadt des Berliner Senats beseitigt.

Text & Recherche: Bärbel Ruben, herzlichen Dank!

Foyer & Treppenhaus

Über den neu gestalteten Vorplatz betritt man durch einen von Glasflächen dominierten Eingangsbereich das weitläufige, 2017 von der damaligen Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey eingeweihte Foyer des Hauses mit dem zentral gelegenen, lichtdurchfluteten Treppenhaus. Dieses ist verhältnismäßig schlicht und geradlinig gestaltet, auf halber Treppe befinden sich große Fenster. Das Geländer, welches von unten nach oben durch das gesamte Treppenhaus führt, ist vollkommen schmucklos ausgeführt.

Dachboden & Turm

Dieser Abschnitt des Dachbodens erstreckt sich über einen großen Teil des Gebäudes und wird nicht genutzt. Andere Bereiche des Dachbodens wurden ausgebaut und beherbergen heute Büroräume. Die Firsthöhe des durch eine Stahlkonstruktion gebildeten Spitzdaches beträgt ca. sechs Meter. Auf der straßenseitig gelegenen Dachbodenseite befinden sich zwei Gauben. Unter den beiden Gauben sind zwei Öffnungen eingelassen, durch diese können vorhandene Fahnenmaste nach außen geschoben werden. Der Fußboden des Dachbodens ist nicht befestigt, seitlich neben den verlegten Holzplanken befindet sich nur lockere Schüttung. Auf beiden Seiten des Dachbodens befinden sich Abgänge in das Treppenhaus.

Der Turm

Ein bemerkenswertes architektonisches Highlight ist der historische Turm. Er befindet sich zentral, über dem Eingangsbereich, hat einen quadratischen Grundriss und ist in zwei Ebenen aufgeteilt. 
 
In der unteren Ebene befindet sich ein frei stehendes elektromechanisches Getriebe, welches über Wellen die Zeiger, von zwei an den Außenseiten des Turms vorhandene Zifferblätter, antreibt. Über eine eiserne Wendeltreppe gelangt man in den oberen Bereich des Turms, einem lichtdurchfluteten Raum mit kreisförmigem Grundriss und einer großen Anzahl in Rahmen gefasster Glasscheiben. Leider hatten nur wenige Scheiben klares Glas, sodass man den grandiosen Rundblick nur erahnen konnte.  Eine Tür führt nach außen in einen von Säulen eingefassten quadratischen Umgang.
Über eine kleine, eiserne Leiter besteht aber auch die Möglichkeit von hier über eine Luke auf das Dach des Turms zu gelangen.

Kunstwerke im Haus der Bildung

Von Glasfluss bis Bronzeguss

Wenn man durch das Haus geht, stößt man an einigen Stellen auf künstlerisch gestaltete Wandbilder. „Von Glasfluss bis Bronzeguss“, so lautet der Titel eines multimedialen Projektes des Bezirksamtes Neukölln. Es handelt sich um insgesamt vier Hörstationen, die drei baugebundenen Wandbildern und einer Bronzebüste zugeordnet sind.

Alle vier Kunstwerke entstanden zwischen 1985 und 1994 und befinden sich auf der Etage der Otto-Suhr-Volkshochschule. Sie stehen noch in keinem Kunstführer, sind jedoch einzigartige Zeugnisse des künstlerischen Schaffens von Dozent*Innen und ihren Kursteilnehmenden.

Via QR-Code können Besucher*Innen Hörstücke mit Hintergrundinformationen rund um die Entstehungsgeschichte der Kunstwerke laden und anhören.

Fotos: Jürgen Schmidt

Ich möchte mich auch ganz herzlich für die Fotogenehmigung bedanken.

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